Das Überwintern beginnt...

Spanien empfing uns mit gutem Wetter und einer absoluten Traumstelle, die wir für zwei Tage als unser Zuhause beanspruchten. Gut erholt und vor allem sehr neugierig auf unser erstes "Südland" machten wir uns, wieder einmal in einem Internetcafé einen Plan für das anstehende Land. An dieser Stelle  mal ein riesen Dank an alle Internetcafés dieser Welt, dieser Applaus ist für euch. Ihr erleichtert uns unsere Planung und das große Geschäft ungemein. Wir wollten an der Nordküste entlang bis in den Westen fahren, um dann nach Portugal zu gelangen. Nachdem wir uns einige sehenswerte Dinge aufgeschrieben haben, starteten wir direkt in unser neues Abenteuer. Erster Halt: die Halbwüste Bardenas Reales.

 

Wir waren sehr erstaunt als wir lasen, dass es im Norden Spaniens eine Halbwüste geben sollte. Skeptisch, doch durch wunderschöne Bilder von anderen Reisenden motiviert, steuerten wir unser erstes Ziel an. Als wir die Bardenas Reales erreichten waren wir vollkommen aus dem Häuschen (oder bei uns aus dem Büsschen??). Wir fühlten uns eher an Arizona, Mexiko oder Afrika erinnert als an Spanien. 

Weite trockene Landschaft, nur von vereinzelten kleinen Büschen bewachsen, breitete sich vor uns aus. Wir fuhren den Schotterpfad entlang, der die Halbwüste durchquerte, hielten alle 100 Meter an, um Fotos zu schießen und all diese Eindrücke in uns aufzunehmen und zu genießen. Wir konnten uns gar nicht satt sehen an den Sand- Lehm Gebilden, die sich links und rechts neben der Straße erhoben. 

Die Natur hatte es abermals geschafft, uns nicht nur zu erstaunen, sondern uns völlig von sich einzunehmen.  Die wenigen Wohnmobile und Touristen, die man sah, verteilten sich gut auf den Nationalpark und oft war man völlig für sich allein.  Wir fühlten uns an Cowboy- und Indianderfilme aus unserer Kindheit erinnert. Für Tani war es Winnetou, den er in seinen Tagträumen sah; Sarah, die etwas jünger ist, Winnetouch aus "Der Schuh des Mannitou".

Platt wie Flunder von dem Gesehenen, verließen wir die Halbwüste wieder und nahmen direkt Kurs auf unser nächstes Ziel. Unser Zeitplan war vergleichsweise straff, da wir uns in nicht einmal mehr einem Monat mit zwei Freunden auf Mallorca treffen wollten. Doch davor galt es, erst einmal Spanien und Portugal zu erkunden. Also brachten wir noch ein gutes Stück Wegstrecke hinter uns und erreichten einen Tag später den Gorbea Nationalpark. Seit Langem hatten wir mal wieder vor, eine richtige Wandertour zu machen und suchten uns dafür den namensgleichen Gorbea aus, der mit 1482 Metern der höchste Berg der Umgebung ist. Wir fanden einen schön gelegenen Stellplatz, von dem aus unsere Tour startete. Wir liefen bei dichtem Nebel, kühlem Wind und insgesamt sehr unfreundlichem und kaltem Wetter los; wanderten Schritt um Schritt und Stunde um Stunde, aber das Wetter besserte sich nicht. Zu unserem Glück waren die Wege gut ersichtlich und so liefen wir nicht Gefahr irgendwo abzustürzen oder uns zu verlaufen.

Laut unserer Wetter-App sollte der Himmel am Nachmittag aufziehen. Inständig hoffend, dass sich der teilweise sehr anstrengende Aufstieg lohnen würde und wir die Sonne vielleicht doch noch zu Gesicht bekämen. Wir erreichten den Gipfel und das bekannte Gorbea-Kreuz und... Nebel. Man konnte keine 50 Meter weit schauen und so  beschlossen wir, eine ausgedehnte Pause zu machen und abzuwarten, ob sich das Wetter noch änderte. Nach einer halben Stunde... nichts. 

Ein anderes Paar, welches den Aufstieg ebenfalls bei dem schlechten Wetter gewagt hatte, trat enttäuscht den Heimweg an. Sie waren nicht einmal zehn Minuten weg, da riss der Himmel auf und die Sonne strahlte uns warm ins Gesicht. 

Wir konnten unser Glück kaum fassen! Nach und nach verzogen sich die dichten Nebelschwaden, es wurde immer wärmer und wir hatten einen atemberaubenden Blick ganz für uns allein. Oberhalb der Wolkendecke stehend, sahen wir nur ab und zu die Welt durchschimmern, die weit darunter lag. Die fast vollkommene Stille wurde nur von vereinzeltem Schafgeblöke durchbrochen. Und wieder einmal durchfuhr uns ein Gefühl von "Wir machen alles richtig!". Über den Wolken - verrückt! Dieses Gefühl kannten wir bisher nur aus dem Flugzeug.

 

Zwar fühlten wir uns dort oben frei wie die Vögel, stellten aber fest, dass wir den Rückweg doch zu Fuß hinter uns bringen mussten. Die Tour von insgesamt 16 Kilometern war ein großartiges Erlebnis und wir haben unsere zur Gemütlichkeit neigenden Knochen endlich mal wieder durch bewegen können. 

Da wir diesem wunderschönen Nationalpark etwas zurückgeben wollten, sammelten wir allerlei Müll auf, ganz im Sinne unseres Projektes Travel4Ocean. 

Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise in Richtung Barrika fort. Der dort befindliche Strand ist nicht nur für gute Surfschulen und beste Bedingungen fürs Wellenreiten bekannt, sondern auch für  seine schieferartigen Felsen, die ins Meer ragen. Diese wollten wir sehen und fotografieren.

Am nächsten Tag sollte bestes Wetter werden und die Stelle, die wir zum Übernachten fanden, lag direkt an dem besagten Strand. Mal wieder fern ab von jeglichem Zeitgefühl, wurde uns erst am nächsten Morgen bewusst, dass ja Sonntag war. Der Parkplatz füllte sich von sehr früh an mit Autos von Surfern, Familien, Urlaubern, Strandspaziergängern, Nacktbadern (und Nacktjoggern :o) und vielen Teenies, die sich dachten, es wäre doch unglaublich romantisch, sein erstes Date am Strand zwischen 134.453.355 anderen Menschen zu haben. Aber natürlich ließen wir uns davon nicht abschrecken und wateten todesmutig durch die Flut der Menschen, die den Strand belagerten und kletterten zu einem abgelegeneren Plätzchen, von dem wir unsere Fotos schießen und in Ruhe dieses Naturereignis bewundern konnten. Danach verwarfen wir unseren Plan, noch eine Nacht an diesem  wunderschönen Platz zu bleiben und suchten uns eine ruhigere Stelle etwas außerhalb.

Nach einer entspannten Nacht und einem Erwachen in völliger Ruhe, fuhren wir weiter. Bevor wir in die Pilgerstadt Santiago de Compostela fuhren, machten wir Halt am Catedrais Beach. Die am Strand gelegenen kathedrahlenartigen Felsbögen, die man bei Ebbe besichtigen kann, reizten uns sehr. Wir standen früh auf, um die Gezeiten richtig abzupassen und als Belohnung hatten wir den Strand für uns allein und konnten herrliche Fotos von dem unglaublichen Felsgebilde schießen. 

Am 11.November sollte unsere Fähre von Barcelona nach Mallorca fahren und bis dahin war nicht mehr viel Zeit und so wurde unser Plan immer straffer und wir brachten jeden Tag viele Kilometer hinter uns. Da die Straßen in Santiago voll gestopft waren mit Touristen, hielten wir unseren Besuch kurz und wir schauten uns nur die berühmte Pilger-Kathedrale an. 

Tani's große Schwester lief vor einigen Jahren den Jakobsweg von Görlitz aus und hatte uns empfohlen bis an die Küste, an das Kap Finisterre, dem Ende der Erde, zu fahren. Sie lief damals bis dort hin und an diesem Punkt, an dem man nur noch das weite Meer vor sich hat, endete ihre Reise. Sehr beeindruckt von den Schilderungen von ihr, wollten wir uns das auf jeden Fall ansehen. Und tada... wir wurden mit einem unglaublich gelegenen Stellplatz belohnt. Er lag direkt an den Klippen mit Blick auf den dort befindlichen Leuchtturm. 

 

Mit einigen wenigen anderen Campern standen wir an diesem wunderschönen Platz und dennoch konnten wir den atemberaubenden Sonnenuntergang und einen spektakulären Vollmond-Aufgang ganz für uns genießen. Wir ließen unsere Blicke über die unendlich wirkenden Weiten des Ozeans schweifen und merkten, wie wir zur Ruhe kamen. Dem inneren Frieden sehr nahe gingen wir schlafen.

Am Rande unseres Bewusstseins hörten wir, dass ein Auto angebraust kam. Doch solche Geräusche nehmen wir, gerade wenn wir im Schlafdusel sind, kaum noch war. Es klang als wenn das Auto mehrere Handbremsen-Kurven über den engen Platz drehte. Und dann... KNALL... Wir waren schlagartig wach und wäre unser guter Björni nicht höhenbegrenzt, hätten wir sicherlich im Bett gestanden. Das herangebrauste Auto war mit einigem Karacho in den Camper hinter uns gerast. Ein unglaubliches Krachen war zu hören und kurz darauf das Quitschen der Reifen des flüchtenden Fahrers, der gerade mal einen Meter an unserem Bus vorbeifuhr. Uns schlug das Herz bis zum Hals. Wir hatten das Gefühl, als wenn wir gleich die Nächsten sind und warteten eigentlich nur auf den Knall. Tani blickte aus dem Fenster und konnte gerade noch ausmachen, dass ein blaues Auto davon fuhr. Was war passiert? War das spanische Pärchen aus dem Camper hinter uns verletzt? War das ein Unfall oder kriminelle Absicht? Tani sprang aus dem Bus und lief zu dem gerammten Toyota. Das junge, gebrochen englisch sprechende Pärchen, stieg gerade aus ihrem Van aus, als Sarah hinterher gerannt kam. Die beiden waren mit einem Schrecken und einer ziemlich tiefen Delle im Auto davon gekommen. 

Nach und nach versammelten sich die "Bewohner" der anderen Wohnmobile am Ort des Geschehens und alle wollten wissen, was passiert war oder ob sie helfen könnten. Trotz der angespannten und absolut nicht fassbaren Situation, war es schön zu sehen, dass da Menschen waren, die sofort zu Hilfe kamen!! 

Tani hatte auf einem nahe gelegenen Hügel Licht gesehen und zusammen mit dem Mann des gerammten Campers gingen sie nachschauen, denn es hätte ja das davon geraste Auto sein können. Mit Taschenlampen bewaffnet und einem eher mulmigen Gefühl, gingen die beiden der Quelle des Lichtes entgegen. Es hätte ja alles auf sie warten können. Tani fand auf dem Weg die Plastik-Abdeckung zweier Scheinwerfer, sie waren blau und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von dem geflüchteten Wagen. Die Lichtquelle, auf die Tani zu stolperte, entpuppte sich allerdings nur als ein Wohnmobil, welches auf dem Hügel Halt gemacht hatte. Sie gingen zurück zu den Autos und beschlossen die Polizei zu rufen. Es war mittlerweile halb eins nachts. Die Ordnungsbehörden ließen aber dennoch nicht lange auf sich warten und nahmen die Aussage des Pärchens auf. Während alle anderen Reisenden schon wieder in ihre fahrbaren Wohnungen zurück gekehrt waren, baten uns die Beiden, noch mit zu warten, bis die Polizei wieder gefahren war. Dies taten wir natürlich gern. Der sehr kompetent wirkende Polizist konnte mit einem Blick auf die gefundenen Scheinwerfer-Abdeckungen sagen, welche Marke und welches Automodell gesucht wurde. Gegen halb zwei war alles geklärt und die Beamten düsten wieder davon. Es wurde still und wir fühlten uns nach der ganzen Aufregung etwas beruhigter. Das Pärchen bedankte sich noch einmal sehr herzlich bei uns und gingen zurück in ihren Bus. Ob sie in dieser Nacht noch Schlaf gefunden haben wissen wir nicht. Wir hingegen legten uns in unseren Björni und diskutierten erst einmal was genau passiert sein konnte. 

Wir kamen auf vier Varianten:

1. Es war jemand, der mit voller Absicht in das Auto gerammt war. Durch Hass auf Touristen oder einfach um des Schadens Willen. Aber das schlossen wir schnell aus, denn wer ist denn bitte so blöde sein eigenes Auto zu verbeulen.

2. Er wollte bisschen mit seinem Auto angeben und dabei verlor der Fahrer die Kontrolle und rammte den Camper.

3. Er (oder sie, konnten wir schlecht sagen) wollte sich die Klippen hinabstürzen, war vielleicht angetrunken oder unter Drogen und verfehlte die kleine Lücke, die er (oder sie) hätte treffen müssen. 

 

4. Der Fahrer des Wagens wurde vor einigen Wochen von Aliens entführt, die ihm einen Mikrochip einpflanzten, über den sie Kontrolle über ihn hatten.  Die Außerirdischen hatten so die Möglichkeit ihr Opfer per Funk zu steuern und wollten dies an einer einfachen Autofahrt testen. Ihre Technik ist allerdings noch nicht ganz ausgereift bzw. war die Funkverbindung in dem Moment so schlecht, dass das Auto außer Kontrolle geriet und den Camper hinter uns rammte.

Variante Nummer zwei war die für uns schlüssigste.

Nach einiger Zeit ebbte das Gespräch ab und wir fanden, wenn auch sehr unruhig, noch ein wenig Schlaf.

 

 

Am nächsten Morgen beschlossen wir, nicht wie ursprünglich geplant, noch einen Tag das unglaubliche Ambiente zu genießen, sondern fuhren weiter. Wir wollten diese Stelle verlassen und lieber gleich weiter nach Portugal fahren. Dort wollten wir Björn noch einmal durchchecken lassen und ihm dabei gleich einen Ölwechsel zu kredenzen. Außerdem wollten wir uns mit einer Arbeitskollegin von Tani treffen, die aus Portugal stammt und zufällig gerade in der Heimat war. 

So fuhren wir einige Tage und steuerten Porto an. Gleich in der Nähe der riesen Metropole  fanden wir eine Bosch-Car-Service-Werkstatt. Catia, Tani's Arbeitskollegin, hatte uns vorher Einiges was wir überprüft haben wollten übersetzt und Sarah hatte die portugiesischen Sätze auf einen kleinen Zettel geschrieben. Wir waren dennoch sehr froh, dass der Chef der Werkstatt gut Englisch sprechen konnte, auch wenn er dort der Einzige war. Die Mitarbeiter freuten sich sehr über unseren kleinen Spickzettel und fragten interessiert nach, wer uns das denn so gut übersetzt hatte. Wir vereinbarten einen Termin für zwei Tage später und hatten somit am nächsten Tag genügend Zeit für Porto.

Dort trafen wir dann am Mittag Catia. Es war ein super schöner Tag, bei herrlichstem Wetter schlenderten wir durch die wunderschöne Innenstadt. Dort fanden wir ein kleines Fotogeschäft, in dem wir uns ein lang gewünschtes Teleobjektiv kaufen konnten. Schon oft hatten wir schöne Motive vor der Nase, die wir nicht richtig fotografiert bekamen, da uns das passende Equipment fehlte. Die durchaus stattliche Investition hat sich bis jetzt aber schon mehr als gelohnt. Außerdem gab es über die Firma Olympus, die unser neues Spielzeug hergestellt hat, einen Rabatt von hundert Euro. Danke Catia, dass du in dem kleinen Lädchen gedolmetscht hast und uns mit dem Beantragen des Bonus geholfen hast! Wir schlenderten weiter und unsere "Stadtführerin" ;) erzählte uns viel über die Gegend.

 Gemeinsam aßen wir "Francesinha" (heißt übersetzt so etwas wie kleine Französin), ein typisch nord-portugisisches Gericht. Es wird auch als "Sündiges Sandwich" beschrieben, besteht es doch aus Toast mit Rindfleisch, mit Käse überbacken in einer herzhaften, leicht scharfen Soße. Sarah war froh, dass es auch hier wieder eine vegetarische Variante gab. :p Wir ließen es uns so richtig schmecken. Am frühen Abend tranken wir noch Portwein in einer Bar und redeten und redeten. Es ein war ein rundum wunderschöner Tag. Vielen Dank nochmals an Catia, dass du uns diesen ermöglicht hast. 

Am nächsten Tag brachten wir unser geliebtes Auto in die Werkstatt. Auch hier waren wir wieder sehr froh den Chef zu haben, mit dem wir gut auf Englisch sprechen konnten. Wir hatten ein wirklich gutes Gefühl und gaben unser Zuhause ohne große Bedenken in die fachkundigen Hände der Mechaniker. Den Tag verbrachten wir mit Kaffee trinken, bummeln, Kaffee trinken, Shoppen und Kaffee trinken. Unsere Körper sagten uns, dass sie genug Koffein für einen Tag hatten und so machten wir uns wieder auf den Weg, um unseren treuen Begleiter abzuholen. Die Spannung stieg. Was würden die Mitarbeiter wohl zu unserem Bus sagen. Ist alles soweit in Ordnung? Wie teuer wird es? Und und und. Wir erreichten die Werkstatt und als erstes bemerkten wir, dass der Chef nicht mehr da war und somit hieß es, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Uns wurde gestikulierend erklärt, dass mit dem Björni soweit alles in bester Ordnung war, das Öl plus Ölfilter gewechselt wurde und sie den Keilriemen ausgetauscht hatten. Sie hielten Tani den alten unter die Nase, der völlig kaputt war. Als er den sah bemerkte er, welch ein Glück wir hatten, dass wir es überhaupt noch bis in die Werkstatt geschafft hatten. Die Rechnung wollten wir mit Karte zahlen, doch das Lesegerät war defekt. Der nahe gelegene Bankautomat hatte auch kein Geld mehr. So wurde einer der Mechaniker kurzerhand zum Taxifahrer und brachte Tani zu einem anderen Automaten. So eine Fahrt hatte Tani noch nie erlebt und nun begriff er, warum es heißt, dass die Südländer temperamentvolle Autofahrer sind. :p Schneller als gedacht und mit wackeligen Knien kam er zurück und konnte die Rechnung bezahlen. Als wir uns verabschiedeten und mit wilden pantomimischen Bewegungen und der Hilfe unseres Google Übersetzers der Werkstatt noch den Rest unseres Öl´s ( sie haben auf unseren Wunsch von 5w10 auf 10w40 gewechselt) schenkten, wurden wir mit viel Schmunzeln, Lachen und Winken von der kompletten Belegschaft verabschiedet. So oft hatten sie wohl keine Ausländischen Kunden. Grinsend setzten wir uns in unseren Björni, der zusätzlich komplett gewaschen wurde und fuhren los.

 

Die nächsten Tage oder eher die ganze nächste Zeit war verbunden mit viel viel Autofahren, da unser Fährtermin immer näher rückte und wir noch sehr viel Wegstrecke vor uns hatten. So ließen wir auch einen Abstecher nach Lissabon ausfallen. Beide besuchten wir die Stadt schon einmal vor ein paar Jahren und wir werden sicherlich wieder nach Portugal kommen und seiner Hauptstadt dann einen gebührenden Besuch abstatten. 

Dafür fuhren wir zielgerichtet die Algarve an, auf die wir uns sehr gefreut hatten. Unglaubliche Strände, mit steilen Klippen und türkisblauem Wasser macht diese Traumgegend nicht ohne Grund zu einem beliebten Reiseziel. So waren außer uns auch viele viele andere Wohnmobile und Camper unterwegs, doch es war nirgends wirklich überlaufen und so hatten wir abends  immer unsere Ruhe. Wir genossen das wahnsinns Ambiente dieser Region bei sehr schönem Wetter und angenehmen 25°C. Wir freuten uns, dass wir die Wärme genießen konnten, während wir immer wieder aus der Heimat hörten, wie kalt es geworden war. Das brachte uns ein noch breiteres Grinsen ins Gesicht. Wir hatten alles richtig gemacht. :p

Leider hatten wir auch für die Algarve nicht die Zeit, die wir uns gern genommen hätten und so ging es nach einigen wenigen Tagen schon wieder über die Landesgrenze nach Spanien. Der Küste folgend wollten wir bis nach Barcelona fahren, da wir unbedingt Gibraltar besuchen wollten, um den Afrikanischen Kontinenten zu sehen. So standen wir einige Tage später vor der Grenze nach Gibraltar. 

Unvorbereitet und vor allem unwissend wie wir waren, staunten wir über die Grenzanlage, denn das hatten wir nicht erwartet. Wollten wir doch eigentlich nur auf den Parkplatz an die Spitze der Landzunge fahren, um Afrika zu sehen. Gibraltar und die dazugehörige Meerenge waren uns natürlich ein Begriff, doch das diese Stadt als Stadtstaat und zum Britischen Überseegebiet zählt und man dadurch durch bewachtes Grenzgebiet muss, war uns völlig neu. Wir beschlossen mit unserem Björni "einzureisen" und waren froh, dass wir mit unseren einfachen Ausweisen eingelassen wurden, da wir keine Reisepässe besitzen. Die Grenzkontrollen waren auch eher Show und so sind eigentlich alle durch gewunken wurden, ohne dass der Beamte überhaupt genau hinsah. Der winzige Staat hat sogar einen eigenen Flughafen, an dem am Tag eine handvoll Flugzeuge landen. Allerdings ist der Raum der Halbinsel sehr begrenzt und so muss man bei der Einreise erst einmal die breite Landebahn des Flughafens überqueren, um weiter in die Stadt vorzudringen. Bei ankommenden oder abgehenden Flügen werden Schranken heruntergelassen und der gesamte Verkehr wird gestoppt. Ein solch großen Vogel kann man nicht alle Tage von so einer Nähe betrachten, doch wir hatten die Möglichkeit.

Den berühmten Affenfelsen umfahrend, fuhren wir bis zur südlichsten Spitze der Halbinsel. Dort erreichten wir den Europa-Point, einen kleinen Leuchtturm mit angrenzendem Parkplatz, von dem aus man eine herrliche Sicht auf die Meerstraße und Afrika hat. Verrückt!! Wir standen da und konnten einfach auf einen anderen Kontinenten sehen. Die Küste war gerade einmal 14 Meilen von uns entfernt. Es war ein unglaubliches Gefühl einen Kontinenten, den wir nur aus Filmen, Dokumentationen und Geschichten kannten, der uns immer so ewig fern vorgekommen ist, jetzt so nahe zu sein. 

Am Abend lasen wir per Zufall, dass es in ganz Gibraltar verboten ist,  in einem Camper zu übernachten. Tja... wie gesagt, wir waren etwas unvorbereitet. Da wir aber den Plan hatten, am nächsten Tag den Affenfelsen zu besteigen, suchten wir uns einen Stellplatz kurz hinter der Grenze und zahlten 12 Euro für 24 Stunden Parkgebühren. Für die Lage war das schon okay, hatten wir doch dafür auch saubere Toiletten und kostenloses Wasser.

Wir nutzten den nächsten Tag voll aus, spazierten durch die schönen kleinen Gässchen von Gibraltar, auf den Naturpark im Herzen der Stadt zu. Man hatte wirklich das Gefühl ein Land zwischen Spanien, England und Karibik zu besuchen. 

 

So zahlt man z.B. mit britischem Pfund, die Menschen auf den Straßen sprechen Spanisch und Englisch, die Straßenschilder sind auf Englisch und überall stehen Palmen. Es war völlig verrückt. Begeistert kamen wir unserem Ziel immer näher und waren sehr erfreut, dass die Touristen, die zu Fuß den Berg besteigen und nicht mit den Pendlerbussen oder der Standseilbahn kommen, nur 5 anstatt 12 Pfund Eintritt zahlen mussten. Eine super Belohnung! 

Wir folgten dem steil aufführenden Pfad und sahen nur wenige Meter hinter der "Grenze" zum Naturpark die ersten dort frei lebenden Berberaffen, die zur Gattung der Makaken gehören. Noch etwa 250 dieser kleinen Äffchen besiedeln den 426 Meter hohen monolithischen Kalksteinfelsen. Tani, der ja sowieso ein total Affen-begeisterter Mensch ist, war sofort hin und weg. Sarah konnte ihn nur mühsam davon abbringen sich einen Lendenshort anzuziehen und von Lianen schwingend unter ihnen zu leben. Ihr Totschlagargument war, dass es keine Lianen auf diesem Berg gab. 

Der Park hat sehr viel zu bieten, so z.B. eine große Hängebrücke über einer Schlucht, eine Affen-Fütterungsstelle, mehrere Befestigungsanlagen aus dem zweiten Weltkrieg, eine große Tropfsteinhöhle und den sogenannten "Skywalk". Bei diesem handelt es sich um eine Art Glasbalkon mit durchsichtigem Boden und direktem Blick 340 Meter nach unten. Tani hatte mit seiner Höhenangst mal wieder etwas zu kämpfen, doch wollte er vor seinen neuen Affenfreunden keine Schwäche zeigen und ging tapfer voran. 

Als Sarah nach einiger Zeit Hunger bekam, wühlte sie Tani im Rucksack, auf der Suche nach unseren geschmierten "Bemmen". Als sie gerade das eingewickelte Paket in der Hand hielt rief sie nur "AFFFFEEEEE" und bevor Tani auch nur irgendwie reagieren konnte, war der Makake Sarah auf die Schulter gesprungen, hatte ihr das Käsebrot aus der Hand geklaut und sprang schnell wieder davon. Er setzte sich ein paar Meter entfernt hin und packte genüsslich das Brot aus. Als Tani einen Schritt auf ihn zu machte, schaute er wie "ach komm lass mir doch die eine Schnitte".  Und so ließen wir sie ihm, auch wenn das Gebrüll Sarah's knurrenden Magens weit über den Ozean zu hören war.

Es war ein herrlicher Tag, der viel zu schnell verging. Insgesamt liefen wir 16 Kilometer, die wir am Abend auch sehr in den Knochen merkten.

Die nächsten Tage bestanden wieder nur aus Autofahrerei. Von Gibraltar bis nach Barcelona waren es immer noch über 1150 Kilometer und die Tage wurden immer weniger. Wir fuhren und fuhren. Genossen die Landschaft, die dieses schöne Land zu bieten hat. Passierten klippenreiche Küstengebiete und durchquerten halbwüsten-artige Steppen, die uns von Amerika träumen ließen.

 

Trotz der weiten Strecke, die wir fuhren, waren die Tage sehr schön, bis auf den einen, an dem Tani irgendwas Falsches gegessen hatte und die Symptome eines sehr schweren Katers aufwies. Er hatte drückende Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe mit starker Übelkeit und eine Gesichtsfarbe, mit der er vor einem weißen Schiffssegel verschwunden wäre. Sarah umsorgte ihn liebevoll und so hatte er gar keine andere Wahl als das es ihm am nächsten Tag wieder besser ging. 

Wir genießen die Energie der Sonne und haben unseren straffen Weg bis nach Barcelona zurückgelegt. Wir freuen uns unglaublich auf die Zeit auf Mallorca, auf unsere Freunde, auf die Zeit die wir haben, um die Insel zu erkunden, die so viel zu bieten hat und auf das Hotel, welcher wir für die Zeit mit Benni und Janine gebucht haben. Ein vier Sterne Hotel direkt in Palma, mit Früh- und Abend Buffet, mit einem richtigem Bett, einem Klo und.... heißen Duschen... oh man wie dekadent.

Wir freuen uns, euch auch davon in einiger Zeit zu Berichten.

Liebe Grüße euer Team Tuckerbus

Tani, Sarah und Björn der Bus

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Gabi & Klaus (Sonntag, 18 November 2018 10:53)

    Es ist, wie immer sehr beeindruckend, Euren Zeilen zu folgen und die vergangene Zeit im Wort und Bild nachzuvollziehen. Mit einer(Feuden-)Träne im Auge wünschen wir Euch viele tolle Erlebnisse mit den Freunden und freuen uns auf das nächste Telefonat.��