Der Urlaub ist vorbei, unser neues Leben beginnt

Nachdem wir die große Öresundbrücke überquerten und endlich in Schweden angekommen waren, standen wir vor unserer ersten Entscheidung. Sollten wir noch ein wenig weiter am Meer entlang fahren und noch ein paar Tage Osteeküste genießen oder doch schon ins heiß ersehnte Landesinnere fahren? Wir entschieden uns für Ersteres. Zeit das restliche Land zu erkunden hatten wir noch mehr als genug. So trieb uns unser Weg von Malmö aus an der Küste entlang bis nach Ystadt. Dort tauschten wir in einer Forex-Bank problemlos ein wenig Geld bei einem Wechselkurs von 1:10,2 und schlenderten ein wenig durch die Gassen.

 In der Nähe der Stadt suchten wir unser erstes Nachtlager in Schweden. Es war ein Parkplatz direkt an einem breiten Sandstrand. Einen "Parkplatz/Stellplatz" darf man sich allerdings nicht als eine betonierte Standfläche vorstellen, sondern eher als einen herrlich im grünen gelegenen Ort, an dem man Ruhe findet.

Endlich unterwegs, endlich reisen, endlich Schweden. Wir genossen den Platz und blieben zwei Tage. Seele baumeln lassen, lesen oder Kubb, Federball und Boccia spielen. Wir merkten das wir einfach Zeit für alles haben, auch wenn die innere Unruhe nur langsam nachlässt.

 

Schließlich packten wir unsere sieben Sachen und fuhren weiter. Die nächsten Tage merkten wir allerdings, dass sich die Stellplatzsuche schwieriger erwies, als wir angenommen hatten. Es gibt in Skandinavien das so genannte Jedermannsgesetzt das zusammengefasst besagt, das man außerhalb einer Ortschaft überall campieren darf wo es nicht ausdrücklich untersagt ist. In Südschweden ist die Bevölkerungsdichte höher als im Norden und somit kann das Suchen nach einem schönen Platz schon mal bis zu vier Stunden dauern. Privatwege und eindeutige Schilder die das Campen untersagen hinderten uns am Finden einer geeigneten Stelle.

Wir brauchten einige Zeit um  festzustellen nach was wir Ausschau halten müssen. So sind z.b. öffentliche Badeplätze meist gute Anlaufstellen, an denen man stehen kann. Meist gibt es eine Toilette und natürlich einen See zum Baden, entspannen und Waschen. Zusätzlich luden wir uns kostenlos die App's "Stellplatz" und "Wild Campen" auf's Handy, mit denen gute gebührenfreie Stellplätze leicht zu finden sind.

Nach einigen Fahrtagen entschieden wir uns zum zweitgrößten See Schwedens zu fahren, dem Vätternsee. Dieser See hat an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 31km und würde man ihn umfahren wollen, so müsste man etwa 300km Weg auf sich nehmen. Hier probierten wir unsere App das erste Mal aus und sie funktionierte einwandfrei. Wir fanden einen wunderschönen, etwas abgelegenen Stellplatz. Der See war fußläufig zu erreichen.(https://youtu.be/xULb1qSkvAY)

 An dieser Stelle schlugen wir für zwei Tage unser Lager auf. Da der See so groß war und uns die Gegend gut gefiel, suchten wir noch nach einer anderen Stelle. Dort verbrachten wir einen Tag am Strand, füllten unsere Trinkwasservorräte auf und danach ging es langsam und allmählich Richtung Nordosten.

Wir schauten uns Stockholm und Upsalla an. Wir verweilten da aber nicht lang, da uns die Menschen und Touri-Massen sehr anstrengten. Uns zog es sehr schnell wieder in die Natur und die damit verbundene Ruhe. Allerdings sind wir sehr begeistert von einer Park-App ("EasyPark") mit der man per Kreditkarte die Parkgebühren zahlt und die Standzeiten vom Handy aus verlängern oder verkürzen kann.

 

Als wir zwei Wochen unterwegs waren wollten wir endlich eine Stelle finden, an der wir für ein paar Tage bleiben konnten. So fuhren wir von Upsalla, den Hinweisen unserer Stellplatz-App folgend, Richtung Westen. Die Landschaft wurde rauer und die Gegend unbewohnter. Je westlicher wir fuhren, desto mehr Stellen sahen wir, an denen wir eine Nacht hätten stehen können.

Aber in der Nähe von Lesjöfors kamen wir an einen wunderschönen See. Hier hatten wir das erste Mal eine Stelle, an der es sich lohnte ein Lager aufzuschlagen um vier Tage zu bleiben. Endlich probierten wir die Hängematte mit Moskitonetz aus, wir spannten zum ersten Mal unser Tarp und haben Wäsche gewaschen.

Außerdem konnten wir unsere Zweitbatterie ein wenig ausreizen, die wir bis heute noch nicht an ihre Grenze gebracht haben, trotz Kühltasche, Laptop, Beamer,  Tablet und Handy's. Wir sind selbst ziemlich erstaunt wie gut unsere eingebaute Technik funktioniert und wie viel  Leistung unsere beiden Solarpanels liefern.

 

 

So langsam stellt sich ein Rhythmus ein. Früh stehen wir immer gegen um acht, halb neun auf. Wir waschen uns und räumen alles aus dem Bus raus, was wir für den Tag benötigen. Das beinhaltet den Umbau von Bett mit Ausbau vom Tisch und den Campingstühlen, die nach draußen gebracht werden. Dann wird in Ruhe ausgiebig gefrühstückt.

 Tagsüber wird immer erst einmal das erledigt was ansteht. Tägliche Punkte sind Essen kochen und abwaschen. Regelmäßige Punkte sind Wäsche waschen, Tanken, Einkaufen gehen und Wasser auffüllen. So oft es uns möglich ist, waschen wir uns mit Seewasser, das wir in Flaschen abfüllen können. So ist es uns möglich uns zu säubern, wenn doch mal kein See in der Nähe ist.

Wir haben einen 20l Tank für Trinkwasser und dennoch kauften wir uns nach zwei Wochen noch einen 10l Kanister dazu. Es war bisher zwar kein Problem an Campinplätzen kostenlos unsere Wasservorräte aufzufüllen, doch das könnte sich ändern je weiter nördlich wir kommen.

 

 

Um Propangas zu sparen, nutzen wir jede Gelegenheit um auf offener Flamme zu kochen. Dank unseres Jetbags (liebevoll "der Dachboden" genannt), hatten wir ausreichend Platz, um uns noch einen kleinen Kugelgrill zu kaufen. Diesen nutzen wir zum kochen oder als Feuerschale. Viele Dinge die zu Hause unkompliziert und schnell gehen, benötigen hier viel mehr Zeit. So z.B. Kochen am Feuer und Wäsche mit der Hand waschen.

Selbst nur mal die Kleidung wechseln dauert, da wir keinen Schrank in diesem Sinne haben, sondern unsere  Sachen in Kleidertaschen verstaut sind. Da muss man bei 12 Taschen schon erstmal die Richtige finden. ;) Damit kein zu großes Chaos entsteht und wir weiterhin problemlos an alles herankommen, müssen wir täglich mehrfach alles um- und aufräumen. Während das Duschen zu Hause innerhalb von 10 Minuten erledigt ist (bei Benni waren es immer 1378,73 Minuten :D), dauert es bis zu einer halben Stunde den ganzen Körper mit Waschlappen und Wassereimer zu waschen. Wir nutzen wie schon oben erwähnt, natürlich immer die Gelegenheit uns mit unserer Kernseife im See zu waschen. Gerade früh am Morgen erfrischt es ungemein sich in kaltem Wasser zu waschen und zu schwimmen. Es ist ein herrliches Gefühl und ein super Start in den Tag.

 

 

Mit dem Wetter haben wir viel Glück. Abgesehen von einem halben Tag, schien jeden Tag die Sonne. Allerdings schwanken die Temperaturen, von nächtlichen 15°C bis 4°C hatten wir eigentlich schon alles dabei. Wir merken das es frischer wird, je nördlicher wir kommen. So kann der Wind hier schon sehr kühl sein und wir greifen schneller nach einem dicken Pullover. Doch die Mücken stört das nicht. Sie erfreuen sich weiterhin an einem allnächtlichen Festmahl. Deswegen gehen wir auf Mückenjagd, bevor wir es uns in unseren Schlafsäcken gemütlich machen. Auch das es nachts nicht vollständig dunkel wird, ist eine Sache an die wir uns noch gewöhnen müssen. Meist geht die Sonne erst gegen um elf/halb zwölf unter, hell bleibt es aber noch eine ganze Weile. Wir kommen dem Polartag immer näher, an dem es 24 Stunden am Tag hell sein wird.

Nach den vier Tagen Standzeit, die wir sehr genießen konnten, zog es uns jedoch weiter. Wir fanden weitere schöne Stellen zum Stehen, doch die in der Nähe von Lesjöfors war bisher die mit Abstand Schönste. Aktuell sind wir auf dem Weg zum Smitingen Naturreservat, in dem wir vorhaben zu wandern und uns endlich mal wieder etwas Auslauf zu gewähren.  

Wir haben in den letzten zweieinhalb Wochen viel dazugelernt, was unser Leben im Bus optimiert und erleichtert. Langsam, ganz langsam kommen wir auf unserem Weg an. Immer mehr wird uns bewusst, dass das kein Urlaub ist, sondern unser jetziges Leben und wir genießen es in vollen Zügen. Der Gedanke das wir noch sehr viel Zeit zum Reisen haben ist großartig. Keine Hektik, keine Termine und einen wunderschönen Bus zum Wohnen. Unseren Björni wollen wir nicht mehr missen und merken jeden Tag auf's Neue, was für ein schönes Heim wir uns da geschaffen haben.

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Kommentare: 2
  • #1

    Quendel&Karo (Donnerstag, 07 Juni 2018 12:11)

    Tolle Bilder :)
    Viel Spaß und wehrt euch weiterhin standhaft gegen die bösen Mücken ;)

  • #2

    Gabi & Klaus (Donnerstag, 07 Juni 2018 18:06)

    Ein ganz toller Bericht der letzten Wochen; beim Lesen fühlt man dabei zu sein und die Natur mit zu entdecken. Euch weiterhin viele schöne Erlebnisse und dass die Technik weiterhin ordentlich mitspielt.�