Bis zum Ende der Welt (Teil 1)

Auf unserem Weg zum Smitingen Naturreservat passierten wir die Stadt Sundsvall. Von dort gelangten wir über eine Zugbrücke auf die kleine Insel, wo unser Tagesziel lag. Vor dem Eingang zum Park gibt es einen großen Parkplatz. Dort standen wir zwei Nächte und unser Kugelgrill kam endlich zum Einsatz. 

Das Reservat erschließt sich über eine Fläche von 2,58 km² und ist damit sehr überschaubar. Doch wie sagt man so schön? „Klein, aber oho.“ Das Gebiet beinhaltet nicht nur einen der schönsten Strände, in seiner Region, sondern Klippen und Steine, Natur pur und Höhlen und Grotten.

Dies lässt einen schnell ins Träumen kommen. Der breite weiße Sandstrand läd bei schönem Wetter zum Baden, Volleyball spielen, Sonnen oder zum Zeit verbringen an der Strandbar ein. Doch bei uns war es nahezu menschenleer und so konnten wir die Ruhe genießen. Es gibt zwei Wanderwege, mit ca. 6km Länge, durch diesen Nationalpark. Wir beschlossen beide zu begehen. So packten wir unseren Tagesrucksack und etwas Stärkung ein und zogen los. Schon im Internet hatten wir gelesen, dass die Wege zwar sehr kurz sind, es aber durch Kletterpartien und Kraxelstellen sehr kraftraubend wäre.

Wir merkten recht schnell, dass das keine Untertreibung war. Den Wegmarkierungen zu folgen war nicht immer ganz einfach, so dass wir uns natürlich auch wieder einmal verliefen. Stellenweise wurde einem das Klettern mit angebrachten Halteseilen, Holzgeländern oder Metallleitern erleichtert. Eine Stelle beeindruckte uns besonders: wir mussten an einer Baumwurzel einen etwa 4m hohen Felsvorsprung hinaufklettern. Letztendlich standen wir auf dem ersten Berggipfel und genossen das Panorama und den Blick auf‘s offene Meer.

Wir begannen den Abstieg und gönnten uns anschließend erst einmal ein kleines Mittagsbubu. Der Weg hatte uns viel Kraft gekostet. Doch wir ließen uns davon nicht abhalten und gingen noch den zweiten Weg. Dieser war wesentlich einfacher zu laufen (weniger Kletterei auf dem großen Rundweg) , er führte rings um einen See. Man konnte zusätzlich zwei Grotten besichtigen, dies war allerdings wieder mit einigem Klettern verbunden.

Es tat uns sehr gut, uns mal wieder einen ganzen Tag lang zu bewegen und uns körperlich zu fordern. Es gefiel uns so gut, dass wir eine mehrtägige Wandertour im nahegelegenen Skuleskogen Nationalpark planten. Von diesem Park hatten wir bei unseren Vorbereitungen schon sehr viel gelesen und gesehen. Wir beschlossen das Wochenende noch abzuwarten und am Montag, dem 11.06. zu starten. 

Dank unseres „Dachbodens“ hatten wir genügend Platz, um die Wanderrucksäcke von uns beiden mitzunehmen. So packten wir alles ein was wir für drei Tage benötigten (eigentlich noch viel mehr als das) und begaben uns bei bestem Wetter über den Westeingang des Nationalparks auf unsere erste große Tour zu Fuß.

An einem Infopoint statteten wir uns kostenlos mit deutschsprachigen Karten und Infomaterial aus. Der Park umfasst eine Fläche von 3062 Hektar. Wald, Geröllfelder, Meer und Küste… die Landschaft war genauso atemberaubend wie abwechslungsreich. So konnte sich ein Weg im 5-Minuten-Takt verändern. Von rauen Steinfeldern, über verlassene mystische Sümpfe bis hin zu märchenhaften Lichtungen; wir konnten uns gar nicht satt sehen an den wunderschönen Bildern, die uns die Natur hier bot.

Viele Legenden und Geschichten ranken sich um den Skuleskogen, so heißt es z.B., dass Trolle ihn bewohnen. Wir sind uns fast sicher, dass wir Eins/Zwei gesehen haben. ;) 

Für Sarah war es anfangs schwer, da sie noch nie zuvor eine solche Wandertour erlebt hat, doch sie gewöhnte sich schnell an das Gewicht ihres Rucksacks. Im Nationalpark verteilt stehen mehrere kleine Holzhütten, die mit Bettplätzen und Feuerstellen zum Kochen ausgestattet sind. Diese kann man nicht buchen, sondern sie stehen zur freien Verfügung für Jedermann…wer also zuerst da ist, der hat seinen Schlafplatz sicher. ;) Auf unserem Weg befanden sich insgesamt vier dieser Hütten. Nach wenigen Kilometern sind wir bei der Ersten oder eher dem ersten Hüttenplatz angekommen. Sie war restlos herunter gebrannt und somit kein mögliches Nachtlager.

Nach mehreren harten Auf- und Abstiegen, dem Passieren einer tiefen Schlucht und mehreren unglaublichen Ausblicken erreichten wir am Nachmittag die zweite Hütte. Doch leider war diese mit 6 Personen schon voll. Uns blieben zwei Möglichkeiten: Schlafen unter freiem Himmel oder zur nächsten Hütte laufen. Der bisherige Weg hatte uns schon Einiges abverlangt und wir hätten nichts gegen eine längere Pause gehabt. Dennoch war es noch früher Nachmittag und uns gefiel der Gedanke besser, in einer Hütte geschüzt zu ruhen.

Die nächste Nachtstelle lag nur 3km entfernt.

Es führten zwei Wege dort hin, wir entschieden uns für den Kürzeren. Wir liefen guten Mutes los, der uns allerdings nach etwa 700 Metern wieder verlies. Vor uns erschien ein sehr steiler und endlos wirkender Abstieg mit einem „Pfad“ aus Geröll und Schutt, durch eine Schlucht führend. Diesen bekamen wir mit unseren viel zu schweren Rucksäcken kaum gemeistert. Wir benötigten ca. eine Dreiviertelstunde für diesen 300 Meter „langen“ Weg. Die letzen Kilometer schleppten wir uns zu unserem heiß ersehnten Tagesziel. Wir kamen an einem kleinen Bach vorbei, den wir als Trinkwasserquelle nutzten und erreichten endlich die Hütte.

Sie war noch unbesetzt und wir freuten uns endlich, unsere müden Knochen ausruhen, die Füße massieren und die Schultern entspannen zu können. Unser Nachtlager war eine große geräumige Hütte, die vier Betten und einen kleinen Feuerofen besaß, auf diesem konnten wir problemlos unser Abendbrot kochen. 

Ein Ostseezugang mit eigenem kleinen Steinstrand und einer Feuerstelle gehörten ebenfalls dazu, diese nutzten wir am Abend für ein gemütliches Feuer.

Zu uns gesellten sich zwei Schweden, mit denen wir uns lange unterhielten. Es tat gut sich mal wieder mit jemand anderem zu unterhalten und es war sehr interresant mit Einheimischen zu sprechen. Sie gaben uns viele Tipps für unsere Reise und viele hilfreiche Info's über Schweden. Erschöpft fielen wir um 21 Uhr ins Bett und schliefen sehr schnell ein.

Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter geändert. Es war bewölkt und kühl und für die nächsten Tage war Regen angesagt. Nach einigem Beratschlagen entschieden wir, die Tour auf zwei Tage zu verkürzen. Es wäre an einigen Stellen zu gefährlich gewesen bei Regen und Nässe zu wandern, da man leicht hätte abrutschen können. Wir gingen auf Nummer Sicher und liefen einen anderen und vorallem leichteren Weg zur Hütte, die am Vortag besetzt war. Die restliche Tour zurück zum Auto bewältigten wir trotz Muskelkater und Schulterschmerzen problemlos. Wir benötigten dafür etwa 6 Stunden. 

Bei unserem Björni angekommen setzten wir uns zusammen und überlegten wie wir weiter fahren. Da uns nur noch ein Monat blieb, bis wir uns mit meiner Schwester und einigen Freunden in Südschweden treffen und wir genügend Zeit für Norwegen haben wollten, beschlossen wir nun etwas zügiger Richtung Norden zu fahren.

 

 

Am 14.06. haben wir den nördlichen Polarkreis überquert und waren damit im Bereich der Mitternachtssonne. Keiner von uns beiden ist je so weit nach Norden gereist. Auch wenn die Stelle an dem man den Breitengrad passiert recht unspektakulär wirkt (jedenfalls haben wir es uns etwas spannender ausgemalt), war es doch ein sehr aufregender Moment. 

Laut einer Wetterapp geht die Sonne hier 0.00 Uhr unter und 2.00 Uhr wieder auf. Dunkel wird es dadurch gar nicht mehr. Es ist für uns immernoch seltsam 22 Uhr im Sonnenschein zu sitzen. 

Das Wetter ist mittlerweile sehr wechselhaft, durchgehend kühl, besonders wenn Wind geht. Doch wir lassen uns nicht entmutigen. Wir können abends nur noch selten draußen sitzen. Dafür freuen wir uns, gemütlich kuschelige Abende in unserem Björni zu verbringen. Die Idee einer weiteren Rucksack-Tour durch einen Nationalpark verwarfen wir, denn jetzt kam noch Regen hinzu. Zügig fuhren wir Richtung Nordkap. Wir hofften diesen Punkt zu erreichen, denn vor Kurzem gab es da noch Schneestürme.... (weiter in Teil 2)

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